Bjarne Mädel und die Alpenüberquerung

  1. Bjarne Mädel hat heute morgen um 7:00 in der Sesamstraße Gelassenheit propagiert.

Wer jetzt sagt: „WAS? Die lassen ihre Kinder schon morgens vor der Glotze abhängen?“, der sollte jetzt ganz schnell nen anderen Blog lesen. Einen aus der Kategorie „Heile Welt, und schwarz/ weiße Designer-Kinderzimmer“. Gibts genug, ihr werdet fündig. Tschüss ihr Lieben. Ein schönes Leben noch!

Zurück zur Gelassenheit: Die Kinder haben Fernseh geschaut, weil mir gerade heute morgen diese Gelassenheit irgendwie abhanden gekommen ist und mein Verlangen nach einer ruhigen Tasse Kaffee plötzlich übermächtig wurde. Was soll ich sagen, kein guter Moment Herr Mädel.  Wirklich kein guter Moment für einen Vortrag  über Gelassenheit.  800 Kindergeburtstage habe ich in meinem Leben organisiert und gefeiert – und ich weiß, dass manch anderer schon bei dem Gedanken an einen Kindergeburtstag am Rande eines Nervenzusammenbruchs steht. Aber ganz ehrlich, diese vielen, vielen Feiern sind NICHTS im Vergleich dazu, zwei EIGENE Kinder durch den Alltag zu bugsieren begleiten.

 

 

Und heute ist mal wieder genau so ein Tag. Kurz nach dem ersten Aufschlagen der Augen folgt der erste, handfeste Streit : „MAMAAA, ICH hatte das Auto zuerst!“, wenige Minuten später das große Drama am Frühstückstisch: „MAMAAA, die Trauben sind zu grün/ die Banane zu krumm/ der Käse zu löchrig/ das Gurkenstück zu klein!“.  OMMM! Kein Problem. Wir kriegen das hin. Ruhig. Gelassen. Entspannt.

Jetzt nur noch Anziehen und ab in den Kindergarten. Spätestens dann habe ich zwei Stunden Zeit um mit dem Hund raus zu gehen und die drei versprochenen Fladenbrote fürs KiGa-Fest heute nachmittag zu backen. „MAMAAA, die Hose ist zu klein/ zu groß/ zu bunt/ zu kratzig!“ Ein Glück haben wir mehrere im Haus und ziehen einfach eine andere an. Ganz in Ruhe. Aber mein Mundwinkel zuckt schon leicht. „MAMAAAA, ich WILL JETZT ein Eis!“ Ähm, nein. Echt nicht. Die Zwerge hatten grad Marmeladenbrot und Kakao (ihr wisst ja, die Bananen waren zu krumm, die Trauben zu…) und Fernseh gucken war auch schon erlaubt. Nein, ein Eis gibts jetzt wirklich nicht! „MAMAAA, du bist doof und kacke! Und das ist nicht gerecht. Gib mir jetzt EIS!“

 

Die höchste Krone des Helden ist die Besonnenheit mitten in Stürmen der Gegenwart. (Jean Paul)

 

Ehrlich, in solchen Momenten fühlt sich das Leben an wie eine Alpenüberquerung mit zwei störrischen Eseln. Barfuß. Im Winter. Ob Bjarne Mädel das schonmal gemacht hat? So ganz ohne Schuhe?

 

 

Ich meine, wirklich, ich mag Esel. Ich finde die hinreißend, zauberhaft und wirklich süß. Auch, oder gerade dieser eigene Kopf macht sie so spannend und sympathisch. Aber wer würde schon freiwillig Esel in der Wohnung halten? Und wenn die noch so putzig sind. Nee, nee – also los jetz! Schuhe an und raus hier! Draußen ist sowieso immer alles besser. Und erst Recht mit kleinen Eselchen!

Und ich schau mir heute abend nochmal die KiKa-Folge mit Bjarne Mädel und der Gelassenheit an. Mit einem Glas Rotwein in der Hand und einem Teller voller Käse! Dann schaff ich das. Ganz bestimmt!

 

 

Kennt ihr das auch? Zuckende Mundwinkel und mächtige, aufsteigende Wut? Was müssen eure Kinder tun, damit Sie euch zur Weißglut treiben? Und was tut ihr, um auch im schlimmsten Sturm noch Gelassenheit an den Tag zu legen?

Tatsächlich hilft mir das „Draußensein“ total gut, wenn sonst gerade gar nichts mehr geht. Wind, Sonne, Regen – einfach das Wetter, der Wald und die Weite. Das tut mir gut, erdet mich und bringt mich wieder zurück zur Gelassenheit. Wenn ich dann noch meine Kamera dabei habe, ist der Ärger von Zuhause schnell verpufft und schon nach einer halbe Stunde kann ich wieder mit den knuffigen Eseln über die Alpen laufen. 😉

 

 

 

 

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