Große Käferliebe – Eine Feuerwanze im Bett

Der Sommer ist da und mit ihm ist bei uns die große Käferliebe ausgebrochen. Die Jungs sammeln was kreucht und fleucht und schließen Freundschaft mit den Krabbeltieren. Die Liebe geht weit! So weit, dass die kleinen Freunde nicht nur mit nach Hause, sondern auch mit ins Bett sollen. Unsere Argumentation, dass die Feuerwanzen am liebsten draußen bei ihren Freunden bleiben möchten und nach wenigen Minuten in der Becherlupe, wieder in die Freiheit entlassen werden müssen, wurde ignoriert. Man müsse die über einen längeren Zeitraum beobachten, sonst würde man GAR NIX lernen, sprach das kindliche Forscherherz und das tierliebe Mutterherz fing an zu verzweifeln.

 

 

Nachdem die erste Feuerwanze nach einer Woche in der Becherlupe das Zeitliche gesegnet hat, war das Kind schockiert.  Ein Erfolg, dachte ich und war mir sicher, dass die Haltung von wilden Haustieren nun ein Ende hat. Weit gefehlt. Das Kind begab sich sogleich auf Fehlersuche. „Vielleicht war es der Feuerwanze zu warm oder sie hatte das falsche Futter!“ Papa stieg mit ein: „Vielleicht werden die auch gar nicht älter als eine Woche!“ und ich schmiss noch ein leises „Die fühlen sich draußen einfach am wohlsten!“ mit in den Topf.

 

 

Nur kurz: Feuerwanzen haben eine erstaunlich hohe Lebenserwartung und können etwas älter als ein Jahr werden. Daran lag es also nicht…

Kurzum – Forscherherz und Tierschutzherz mussten unter einen Hut gebracht werden. Und irgendwie bin ich mir auch sicher, dass die Liebe zur Natur nur dann entstehen kann, wenn man seine Erfahrungen darin und damit machen darf. Denn: Nur was man liebt, möchte man auch schützen. Außerdem muss ich zugeben, dass mich die kindliche Hartnäckigkeit wirklich beeindruckt hat. Die unstillbare Neugier und die Ernsthaftigkeit in seinen Zuchtbemühungen haben mich dann doch davon überzeugt, das Ganze ebenfalls ein bisschen professioneller anzugehen.

 

 

Das die Becherlupe dem natürlichen Lebensraum einer Feuerwanze nicht entspricht, war nun auch dem Herr Sohn klar. Also zogen etwa zehn Feuerwanzen in ein kleines Zimmer-Gewächshaus aus Plastik um. Die Belüftungsschieber haben wir mit leichter Gaze abgeklebt, so dass kein Insekt entfliehen kann.

 

TIPP:
Wer nicht zufällig ein solches Zimmergewächshaus übrig hat, sollte über die Anschaffung einer Terrabox nachdenken. Diese sind für die Futtertierzucht gedacht und schon bei der Lieferung ausbruchsicher. Die kleinere Klappe im Deckel erleichtert das Füttern – beim Gewächshaus hingegen muss der ganze Deckel abgenommen werden. Da braucht es wachsame Augen und flinke Hände um die Ausbruchsversuche erfolgreich zu verhindern.

 

Anschließend haben wir einen Untergrund aus Erde, Sand und Rindenmulch geschaffen, ein bisschen Stroh zum Verstecken in die Ecke gelegt und ein Torf-Anzuchttöpfchen als „Haus“ dazu getan. Nachdem wir uns umfassend über die Nahrung von Feuerwanzen informiert hatten, landeten noch ein paar Sonnenblumenkerne und frisch gesammelte Lindensamen im neuen Wanzen-Zuhause. Einige Apfelschnitze sichern die Flüssigkeitsversorgung, da die Tiere in einem Wassernapf natürlich ertrinken würden.

 

 

Und was soll ich sagen? Herr Sohn kümmert sich liebevoll um seine Haustiere, beobachtet sie immer und immer wieder, fängt die entlaufenen Käfer ein und verteilt fleißig alle Pflegeaufgaben an die restlichen Familienmitglieder, wenn er mal nicht da ist. Seit mittlerweile vier Wochen wohnen die Feuerwanzen nun im Kinderzimmer und bisher haben wir noch keine Verluste zu beklagen. Ganz im Gegenteil: Seit gestern abend haben wir Nachwuchs! Dutzende kleine Wanzennymphen sind unter einem Stück Rindenmulch geschlüpft und erkunden neugierig ihre Umgebung. Das stolze Wanzen-Herrchen war so gerührt, dass bei der Entdeckung der zahlreichen neuen Mitbewohner sogar ein paar Tränchen flossen. Fast so, als hätte er sie selbt geboren.

Übrigens: Die Feuerwanzen-Jungstiere durchlaufen jetzt 5 sogenannte Nymphenstadien und häuten sich immer wieder. Dabei werden sie den erwachsenen Wanzen immer ähnlicher, bis sie schließlich selbst ein schwarz-rotes Kleid bekommen. Auf dem Foto könnt ihr rechts unten, zwischen den beiden Apfelstücken einige, noch ganz rote, frischgeschlüfte Wanzen-Kinder entdecken.

 

 

Bisher ist die Wanzenzucht also ein voller Erfolg und das Interesse an allem was kreucht und fleucht, krabbelt und fliegt hat kein bisschen nachgelassen. Und ein bisschen hat mich die Begeisterung angesteckt. Ich sehe die rot-schwarzen Tierchen jetzt mit ganz anderen Augen und kann sie auch draußen nicht mehr an ihnen vorbeigehen, ohne wenigstens kurz innezuhalten und zu gucken, was sie gerade so tun.

 

 

Wenn euer Interesse für die lustigen Krabbeltierchen jetzt geweckt ist, schaut euch unbedingt mal das tolle Video von Tierportrait an

 

 

Zusammenfassung:

Ihr braucht: Terrabox oder Zimmergewächshaus, Sand, Erde, Mulch zum Einrichten,

Lindensamen oder Sonnenblumenkerne, Feuerwanzen

Altersempfehlung: ab 4 Jahre

Vorteile: Das erste eigene Haustier ohne großes Risiko/ Tiere können einfach wieder ausgewildert werden/ Geringe Kosten / erste echte Verantwortung übernehmen
Nachteile: Man sollte schon täglich nach den Feuerwanzen schauen/ Die Gefahr das mal eine in der Wohnung entläuft besteht 😉

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